Bella (vormals Iris)

Ein Leben ohne Hunde war und ist für uns undenkbar. Das sieht man daran, dass wir vier Hunde hatten. Und das sie für uns wie unsere Kinder sind, sieht man daran, wie wir uns ihnen gegenüber benehmen.
Und trotzdem war immer das Gefühl da, es fehlt etwas. Aber ein fünfter Hund? Und wenn ja, woher, welche Rasse, wie alt? Keine kleine Rasse, das war klar. Und kein Hund von einem Züchter, das war auch klar. Und kein Hund aus einem Tierschutzhaus, damit hatten wir schon genug schlechte Erfahrungen gemacht, gerade bei den großen Rassen. Aber alles weitere? Nichts überstützen, abwarten, mal sehen, vielleicht wandert ja was Passendes in unser Leben. Mit dieser Einstellung durchforstete ich das Internet, immer auf der Suche ob mir vielleicht die richtige Hundeschnauze ins Auge sticht. Viele arme Hundeaugen blickten mich da an, aber keine sprangen mich so richtig an. Ich war schon kurz davor aufzugeben und wollte aus dem Internet aussteigen, da sah ich sie. Große, traurige, schwarze Augen, ein riesigen Kopf und der Titel „ Iris .- ruhiger, lieber Hund sucht liebe Familie“ Ein lauter Schrei „Ich brauch mein Handy – SOFORT“ hallte durchs Internat. Meine Schüler wussten schon, bei der Lautstärke und den Tonfall eilt es. Alle blickten gleichzeitig auf den Bildschirm und ein „OH, ist die süß, oje, ist die arm“ klang von allen Seiten. Schnell rief ich an und man tauschte erstes Wissen aus. Ein bisschen von unserer Familie, ein bisschen über Iris und man verblieb damit, dass man uns Bilder schicken wollte und ich es mit meinem Mann abklären sollte. Das war Dienstag, der 20. Januar 2009. Acht Tage später zog Iris bei uns ein – doch der Reihe nach.

Am Donnerstag den 22 Januar telefonierte ich wieder mit ACI. Mein Mann überlies die Entscheidung mir und meinte nur, solange sie friedlich ist und sich mit allen verträgt ist er damit einverstanden. Wichtig war vor allem, dass sie sich mit Katzen versteht, denn fünf Samtpfoten gingen mit durch unser Leben. ACI hatte mir noch zusätzlich einige Fotos von Iris geschickt, eines davon wo sie auf einer Bank lag und ein junger Hund auf ihr. Na gutmütig dürfte sie wohl sein, denn von unseren würde sich das keiner so leicht gefallen lassen. Wieder herrschte Kriegsrat im Internat. Was tun, was meint ihr? Soll ich, soll ich nicht? Eine meiner liebsten und bravsten Schülerinnen, mit Namen Magdalene (der Name spielt eine Rolle!!!) sagte dann:“ Oja, die is lieb, die is bestimmt ganz eine Brave und der Diego wird sich auch gut mir ihr verstehen.“ Diego – meine größte Sorge!

Diego ist unser Jüngster und somit das Nesthäkchen. Ein Blick von ihm genügt und alle springen. Würde er mich mit Liebesentzug strafen? Womöglich nichts mehr fressen? Oder schlimmeres? Unsere Tierärztin stand uns mit Rat und Tat zur Seite. In endlosen Gesprächen beruhigte sie uns und versprach uns die Sache – sollte sie zustande kommen – ganz neutral zu betrachten und uns jede Veränderung sofort mitzuteilen.

Also, ein neuerlicher Anruf bei ACI. Aus einer Erzählung wusste ich, dass jemand in der Nähe von uns wohnte. Also, warum solange am Telefon reden? Kurzerhand haben wir sie eingeladen, damit sie unsere Verhältnisse sieht, wie wir wohnen und sich auch eine Meinung über unser Rudel bilden kann.
Das Treffen kam am Samstag den 24.01. zustande. Wir lernten auch ihren Hund „Cesar“ kennen, wir machten einen Probegang des Kennen lernen, damit wir unsere Hunde schon mal vorbereiten und auch sehen konnten, wie sie reagieren werden, wenn denn da ein neuer Hund einmarschiert. Nach kurzen anbellen war aber dann sehr schnell Ruhe eingekehrt und bei uns im Garten stand dann ausgelassen Spielen auf der Wiese nichts mehr im Wege.
Und vor allem – die wichtigste Frage wurde geklärt: Iris verträgt sich mit Katzen!
Nach zwei Stunden gingen wir wieder auseinander. Sie mir einigen Fragen im Gepäck, wie: Ist Iris futterneidig (denn das könnte zum ernstlichen Problem werden, bei uns fressen alle – wenn sie wollen – aus einem Napf oder auch alle getrennt) und Kann sie alleine bleiben?
Und wir mit der Frage – Was tun?
Am Sonntag den 25.01 rief sie an: Alles klar, Iris ist nicht futterneidig und kann mit anderen Hunden alleine bleiben.
Ein Blick von mir an meinen Mann:“ Moment bitte, ich sag das nur meinen Mann weiter.“ Ein Blick von meinen Mann zu mir, ein Grinsen und ein „Na, worauf wart ma dann noch, her mit ihr.“ Am anderen Ende der Leitung hatte man es bereits gehört und freute sich mit uns. Die Anreise für Iris war für Mittwoch den 28.01.2009 geplant.
Am Montag den 26.01 wurde es hektisch für mich. Ein neues Halsband musste gekauft werden, oder nein, doch besser drei, damit die beiden anderen großen nicht beleidigt sind, und eine Leine und ein Halstuch (Beratungsstunde beim Tierarzt „Passt ein blaues mit weißen Streifen besser zu einem weißen Hund oder ein blaues mit weißen Tupfen?“)Spielzeug, Stofftiere, Quitschies (Fünf an der Zahl, damit Diego ja keine Krise bekommen konnte) – bei der Gelegenheit wurde übrigens ein rose Halstuch mit der Aufschrift „DIVA“ gekauft, damit sie mit unserer Hündin in Partnerlook gehen konnte. Und für unsere Hündin ein rose Mäntelchen mit Aufschrift „DIVA“, damit auch die keinen Eifersuchtkollaps bekommen konnte. Eine Entspannungs CD für Hunde, falls sie nach der langen Reise sehr aufgebracht ist und auch für unsere, falls die sich sehr über den neuen Hund aufregen. Und schließlich Baldrian für mich. Meine Schüler lachten nur noch und wenn ich mal wieder etwas suchte, weil ich so im Gedanken war, erklärten sie den anderen „Das müsst Ihr verstehen, sie wird am Mittwoch Mutter. Zum fünften Mal.“
Dienstag: Die Tasche mit Leine, Hundehalsband und Keksen ist gepackt, eine neue Decke liegt im Auto. Notfallstropfen für Iris in der Handtasche, Baldrian für mich genauso. Dazu eine Wasserschüssel und Wasser, falls Iris durstig sein sollte. Nebenbei noch die Übrlegungen – wie soll sie heißen? Ein Dogo Argentino der Iris heißt – nein danke. Und plötzlich läutete das Telefon. Alle Gedanken schossen mir durch den Kopf. Iris ist krank, kann nicht kommen. Der Pflegeplatz will sie nicht hergeben. ACI ist doch der Meinung, das sie nicht zu uns passt. Usw. Magdalena war wieder an meiner Seite und wartete gespannt, was denn ACI von uns wollte. „Hallo , ich wollt Ihnen nur sagen, dass die Iris in wirklich jünger ist, wahrscheinlich um die 10 Monate. Und sie hat eine Beule am Kopf, weil sie sich ein Kastl aufgemacht hat und da ist ihr der Radio am Kopf gefallen. Aber sonst ist alles in Ordnung – wir sehen uns morgen.“ Erleichterung, doch auch Sorgen. Hat sie womöglich eine Gehirnerschütterung? Womöglich ist das doch was schlimmeres? Sofort wieder die Tierärztin anrufen. Diese beruhigte mich, sie komme ja eh gleich am Donnerstag vorbei. Wird schon nichts sein. Die Leute haben gut reden – ist ja nicht ihr Kind. Gemeinsam schafften wir den Abend dann doch noch nur Namen war uns noch immer keiner eingefallen und dann

Dann war er da: Mittwoch der 28.01.2009. Obwohl vom Nachtdienst sehr müde, war an schlafen nicht zu denken. Auch mein Mann kam extra schon um 13.00 Uhr nach Hause. Natürlich nur wegen mir – in Wirklichkeit war er auch nervös.
Mit ACI vereinbarten wir einen Treffpunkt um 21.30 Uhr. Doch wie es der Teufel haben will, schneite es den ganzen Tag. Daher verspätete sich alles. Treffpunkt bleibt gleich, Zeit ändert sich: 22.45 Uhr. Das wir trotzdem schon um 21.50 Uhr am Treffpunkt waren, sei nur so dahin gesagt. Die ganze Zeit waren meine Schüler per SMS live am Ort des Geschehens.
Die Zeiger schlichen dahin, Minute um Minute. Kein Kleinbus in Sicht. 23.30 Uhr – noch immer nix. 23.45 Uhr – verdammt wo bleiben die denn – mein armer Hund.
23.50 Uhr ein Schrei  – sie sind da!!
Hin zum Auto, die Tür geht auf und da war sie.

Ein großer, weißer, Hund, traurig blickend, saß in der Box. Mein Mann stürzte in die erste Reihe (er, der doch vorher noch so cool war) und hob dieses Häufchen Hund heraus. Und verschwand in Richtung Grünfläche und Wasserschüssel. Ich blieb mit Leine und blöd dreinschauend zurück. Iris verrichtete ihr Geschäft, soff aus der Wasserschüssel, dabei immer begleitet von den Worten meines Mannes: „Ja Schnitte, tue nur trinken, oh brav ist sie, macht ein Lackerl, ja, gleich fahr ma heim.“ Und zwischen all den Menschen, die endlich einen vierbeinigen Begleiter gefunden hatten, flitzen Leute von ACI hin und her, bemüht jede Frage zu beantworten, besorgt um das Wohl jedes einzelnen Hundes (und Besitzers). Papiere wurden übergeben und unterschrieben und in Iris Impfpass lasen wir plötzlich einen ganz einen anderen Namen „BELLA“. Na, das war doch ein Name!! Passend für unsere weiße Schnecke!

Um 0.10 Uhr fuhren wir wieder Richtung Heimat. An alle Schüler und Freunde die mit uns mitgelitten hatten noch schnell eine SMS „IRIS ist angekommen, heißt ab sofort Bella – Eltern und Kind wohlauf“

1.10 Uhr Zuhause angekommen, kein einziger Beller von unseren Hunden, sie wurde beschnüffelt, genau beäugt, aber das war es dann auch schon.

Um 1.25 Uhr die letzte SMS: „Ich wünsch Ihnen Allen eine gute Nacht, vor allem aber Bella und ich weiß, dass alles gut wird. Liebe Grüße Magdalena“
Und zu dieser Stunde wurde beschlossen, wie unsere kleine Schnecke heißt:

BELLA MAGDALENA

Seit diesem Tage haben wir fünf Hunde, alles läuft gut, Bella ist ein wunderbarer, liebevoller und verschmuster Hund (und seit kurzem auch ein verwöhnter). Auch wenn sie uns manchmal mit ihrem Sturkopf in den Wahnsinn treibt, lieben wir sie doch von ganzen Herzen und würden sie nie mehr hergeben!!!

Bella 2 Bella 3