Pippa

Nachruf auf eine chaotische Wirbelwindpersönlichkeit

Meine liebe Pippa hat uns am 24. Mai 2024 über die Regenbogenbrücke verlassen.

Seit Weihnachten wurde sei immer weniger, fraß dabei zuerst viel, dann immer weniger und hörte dann am 23. Mai ganz damit auf. Am 24. Mai erwachte sie aus ihrem Mittagsschläfchen im Badezimmer nicht mehr.

Über Pippa kann ich eigentlich gar keinen klassischen Nachruf schreiben, ich werde wohl ein Buch daraus machen. Denn Pippa war „extra speziell besonders“.

Am 7. April 2012 kam sie zu mir, ich sah sie allerdings schon 2 Wochen davor, als sie mit ihrer Schwester in Wien ankam. Aus einer Box schoss ein Energiestrahl mit wehendem Grauhaar, sich mehrfach überschlagend- um die eigene Achse drehend. Ich nahm die ruhige Schwester als Pflegehund und dachte bei mir, dass ich da wohl noch mal Glück gehabt hätte. …. 2 Wochen später war die Schwester weitervermittelt und Pippas Pflegemama mit den Nerven am Ende. Pippa kam zu mir. Meine kleine Lulu war damals ein halbes Jahr bei mir. Sie konnte alle Pflegehunde davor ausnahmslos nicht ausstehen. Pippa aber liebte sie auf den ersten Blick. Und so wurde es entschieden: Mein Hund nahm sich einen Hund.

Lulu benahm sich vorbildlich wie immer und amüsierte sich über Pippas wilde Eskapaden. Pippa wollte nur im Wohnzimmer pinkeln, draußen war es zu gefährlich. Weiße Kastenwägen: Gefahr! Mistkübel: Flach auf den Boden schmeißen und nicht mehr weitergehen. Am nächsten Tag, waren diese Gefahren aber kein Thema sondern blaue Fahrräder und Straßenbahnen die Feinde. Pippa hatte unendlich Power, an der Leine gehen lernte sie Zeit ihres Lebens nie. Dass sie sich nicht den Hals gebrochen hat beim Gassi gehen oder eine Herzattacke erlitten hat, wundert mich immer noch. Unvergesslich die schrillen Affenlaute, die sie von sich gab, wenn wir zur Morgenrunde das Haus verließen, die Nachbarn wussten immer, wenn wir weg gingen.

Meinen Sohn liebte sich abgöttisch, den Enkeltöchtern war sie eine verlässliche Spielpartnerin, männliche Verwandte aber zwickte sie, als Aufforderung zu gehen, gerne in die Fersen. Leckerli füttern bedeutete stets eine Gefahr für die Unversehrtheit der menschlichen Finger. Die verlässlichste Methode, eine ruhig sitzende Pippa zu erhalten war, ihr genau in die Augen zu starren. Pippa liebte – ganz im Gegensatz zu den meisten ihrer Artgenossen – diesen intensiven Blickkontakt.

Ihrer Freundin Lulu blieb sie immer innig verbunden und auch die meisten Pflegehunde, die zu uns kamen und wieder gingen, mochte sie oder tolerierte sie zumindest. Hinter dem Zaun hingegen mutierte sie zur reißenden Bestie, sodass niemand uneingeladenes den Eintritt probierte. Getrunken wurde prinzipiell nur mit vollständigem Gesichtsbad, wobei der nasse Schnauzbart dann mit Vorliebe an menschlichen Beinen getrocknet wurde.

Die Geschichten über Pippa sind endlos, das Buch werde ich sicher noch schreiben.

Dass sie ihre Energie gegen Ende nun sichtbar aufgebraucht hatte, dass sie nun wieder mit ihrer Freundin Lulu die Welt hinter dem Regenbogen unsicher machen kann, tröstet mich über ihre Abwesenheit hinweg. Pippa, Du warst ein liebevolles, komisches, kuscheliges verrücktes Chaoshuhn. Ich vermisse Dich sehr.